Eisige Resilienz: Josef Köberls Kaltwassertraining für Körper, Geist und Immunsystem

| Immunsystem

Josef Köberl entführt uns in die faszinierende Welt des Eisschwimmens. Lies mehr dazu in diesem ausführlichen Interview, das wir mit ihm geführt haben.

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In die faszinierende Welt des Eisschwimmens entführt uns Josef Köberl, ein Mann mit einem außergewöhnlichen Lebenslauf. Beruflich im Klimaschutzministerium aktiv, entdeckt er in seiner privaten Welt eine Passion, die ihn zu einem Rekordhalter in der Disziplin des Eisschwimmens macht. Seine Geschichte ist nicht nur eine beeindruckende Abfolge von Erfolgen, sondern eine epische Reise durch persönliche Herausforderungen und innere Stärke, die von einem unerschütterlichen Streben nach Grenzen und Abenteuern geprägt ist.

„Wenn das so einfach geht, dann schwimm‘ ich auch den Ärmelkanal.“
Josef Köberl

ÖKOPHARM®: Josef, du hast in der Welt des Eisbadens und Eisschwimmens außergewöhnliche Erfolge erzielt und beeindruckende Rekorde aufgestellt. Kannst du uns mehr über deine persönliche Reise in diese einzigartige Sportart erzählen und was dich dazu inspiriert hat?

Josef Köberl: Mein Einstieg ins Eisschwimmen begann mit dem Wunsch, den Hallstätter See der Länge nach zu durchschwimmen. Dieses Ziel verfolgte ich intensiv mit einem Training über einen Zeitraum von drei Wochen. Der See ist bekannt für seine niedrigen Temperaturen, und ich bin damals noch mit Neopren durch. Doch der entscheidende Moment des Durchschwimmens war magisch. Ein Flow-Moment, bei dem man quasi dahinschwebt, vollkommen fokussiert ist und mit nichts anderem im Kopf. Nach diesem Erlebnis sagte ich zu meiner Schwester: „Wenn das so einfach geht, dann schwimm ich den Ärmelkanal auch.“ Das war natürlich eine ganz andere Liga, aber es markierte einen einschneidenden Wendepunkt in meinem Leben. Durch das Training für den Ärmelkanal, stieß ich auf das Kaltwasser-Training – eine unverzichtbare Vorbereitung für die Herausforderungen des Ärmelkanals. Denn die Temperaturen dort liegen nur zwischen etwa 15-17 Grad. Das war vor 14 Jahren, und seitdem ist es ein fortlaufender Prozess der Weiterentwicklung.

ÖKOPHARM®: Eisschwimmen erfordert nicht nur physische, sondern auch mentale Stärke. Wie trägt deine mentale Einstellung zu deinem Erfolg bei?

Josef Köberl: Beim Eisschwimmen ist es entscheidend, sich konkrete Ziele zu setzen. Ohne ein Ziel wird das tägliche Training hart. Für Einsteiger empfehle ich, sich regelmäßige Ziele zu stecken, wie etwa einmal pro Woche ins Eisbad zu gehen oder den ganzen Winter zu schwimmen. Zielsetzung ist entscheidend und damit geht auch mentales Training einher. Man bereitet sich darauf vor, stellt sich vor, wie es sein wird, wie eine Art mentales Video – man durchläuft das harte Training und geht gestärkt daraus hervor.

ÖKOPHARM®: Wie führst du denn in deinen Workshops Menschen in das Eisschwimmen ein?

Josef Köberl: Mein Köberl-Eistraining, das ich über Jahre entwickelt habe, basiert auf Zeit und individuellen körperlichen Reflexen. Dabei ist die Atmung ein wichtiger Indikator. Man geht mit einer Bauchatmung ins Wasser, und achtet darauf, dass die Atmung ruhig bleibt. Wenn die Atmung auf Brustatmung umschaltet, geht man zu schnell vor.

„Die alltägliche  Probleme haben bei mir nicht mehr so große Effekte, weil ich eine andere Außenbetrachtung entwickelt habe.“
Josef Köberl

ÖKOPHARM®: Welche positiven Veränderungen hast du in deinem Leben und Körper durch das Eisschwimmen und die Exposition gegenüber der Kälte bemerkt?

Josef Köberl: Eisschwimmen hat mir Resilienz gegenüber Alltagsproblemen verliehen. Die alltäglichen Probleme haben bei mir nicht mehr so große Effekte, weil ich eine andere Außenbetrachtung entwickelt habe. Das schließe ich auf’s Eisschwimmen zurück, da man sich dort großen Gefahren und auch großem Stress aussetzt und dabei einfach einen besseren Überblick bekommt. Die Kälte lässt einen wirklich bei sich sein, man denkt nur an sich und an das, was man gerade tut. Es ist eine Auszeit, bei der alles andere ausgeblendet wird.

ÖKOPHARM®: Inwiefern hat das Eisschwimmen dein Immunsystem beeinflusst? Kannst du von deinen persönlichen Erfahrungen berichten?

Josef Köberl: Vor allem das Warmzittern trägt zum Profit des Immunsystems bei. Wenn man ins eiskalte Wasser geht und der Körper sich aufwärmt, beginnt der Prozess. Das Warmzittern verbrennt Kalorien, fördert die Durchblutung und stärkt die Immunabwehr. Das regelmäßige Kaltwassertraining fördert außerdem die Widerstandskraft gegen Krankheiten und macht den Körper robuster.

Resilienz gegen Stress:

Eisbaden kann dazu beitragen, Stress zu reduzieren, da die Kälte den Körper dazu zwingt, sich zu entspannen und Stresshormone abzubauen.

 

Blutzirkulation und Sauerstoffversorgung:

Die kalte Umgebung regt die Blutzirkulation an, verbessert die Sauerstoffversorgung der Gewebe und fördert so die allgemeine Gesundheit.

ÖKOPHARM®: Kann regelmäßige Kälteexposition, beispielsweise durch kalte Duschen, ausreichen, um das Immunsystem zu stärken?

Josef Köberl: Ja sicher. Ein einfacher Spaziergang in der Kälte wirkt bereits Wunder. Bewegung in der Kälte ist immer gut, nach dem Prinzip von Pfarrer Kneipp: Bewegung, Kälte, gute Ernährung. Auch kalte Duschen können helfen. Am besten ist es, mit warmem Wasser zu beginnen und dann langsam kälter zu werden. Man muss es nicht übertreiben, sondern kann es angenehm gestalten und sich kontinuierlich steigern.

ÖKOPHARM®: Was ist denn dein persönlicher Rekord im Eisschwimmen?

Josef Köberl: Meine Rekorde reichen von 42 km im Ärmelkanal bei 17 Grad bis zu einem Weltrekord von 38 Minuten bei -0,2 Grad am Hintertuxer Gletscher. Die Trainierbarkeit des Körpers ermöglicht solche Extremsituationen. In Wien bin ich oft in der Nacht in der neuen Donau bei 4 Grad Wassertemperatur geschwommen, über eine Stunde.

Positive Auswirkungen auf das Nervensystem:

Eisbaden kann das Nervensystem beeinflussen und die Freisetzung von Endorphinen stimulieren, was zu einem gesteigerten Wohlbe- finden und einer verbesserten mentalen Gesundheit führen kann.

 

Temperaturreiz als Training für den Körper:

Fakt: Das regelmäßige Aussetzen des Körpers gegenüber Kälte kann als Art von Training dienen und den Körper besser darauf vorbereiten, mit verschiedenen Temperaturextremen umzugehen.

ÖKOPHARM®: Kannst du uns mehr über deine kommenden Veranstaltungen und Workshops erzählen? An wen richten sie sich?

Josef Köberl: Derzeit leite ich regelmäßig Kurse am Badeschiff (Anm.: in Wien) und freue mich über die stark gestiegene Nachfrage nach speziellen Frauenworkshops, die bereits nahezu ausgebucht sind. Gerade für Frauen, die in ihrem täglichen Leben zahlreiche Verpflichtungen jonglieren – sei es der anspruchsvolle Job, die Kinderbetreuung oder die Aufrechterhaltung von Beziehungen – bietet das Eisbaden eine kostbare Auszeit und eine Quelle der Resilienz. Inmitten des hektischen Alltags finden Frauen hier einen wertvollen Ausgleich, der ihnen ermöglicht, ihre innere Widerstandsfähigkeit zu stärken. Es ist beeindruckend zu sehen, wie selbst Führungskräfte, die kurz vor dem Burnout stehen, durch das Innehalten im Eisbaden einen Moment der Ruhe und Resilienz finden. Die Achtsamkeit für den eigenen Körper und das bewusste Loslassen äußerer Einflüsse schaffen eine Atmosphäre, die es ermöglicht, sich voll und ganz auf die eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren. Diese Erfahrung teilen viele Geschäftsleute, die das Eisbaden als wertvolles Element in ihre Routine integrieren. Ich kann es nur jedem von Herzen empfehlen.

ÖKOPHARM®: Was möchtest du abschließend Menschen mit auf den Weg geben, die sich für das Eisschwimmen und dessen positiven Einfluss auf die Gesundheit und das Immunsystem interessieren? Gibt es eine Botschaft oder Ratschläge, die du gerne teilen würdest?

Josef Köberl: Eisschwimmen sollte sicher, aber auch mit Freude praktiziert werden. Man sollte nicht alles zu ernst nehmen und über sich selbst lachen können. Außerdem immer daran denken – das Warmzittern ist kein Kontrollverlust, sondern eine Möglichkeit, den Körper robuster zu machen und sich gegen Krankheiten zu stärken. In den eisigen Tiefen des Eisschwimmens offenbart Josef Köberl nicht nur Sportgeschichte, sondern vermittelt uns eine kraftvolle Lektion über die Widerstandsfähigkeit von Körper und Geist. Seine beeindruckenden Erfolge sind nicht nur Ausdruck physischer Höchstleistungen, sondern zeugen auch von bemerkenswerter mentaler Stärke. Hinter den Rekorden verbirgt sich eine Botschaft, die weit über den Sport hinausgeht: Eisschwimmen als Schlüssel zur inneren Stärke und als Weg, das Immunsystem zu stärken. Josef Köberls Workshops zeigen, dass das eiskalte Abenteuer nicht nur eine sportliche Herausforderung ist, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur Resilienz im hektischen Alltag leistet. Eine inspirierende Geschichte, die Lust darauf macht, selbst einmal in den erfrischenden Fluten des eisigen Nass die transformative Kraft von Körper und Geist zu erleben und den Körper mit Glückhormonen zu fluten. Das fühlt sich nicht nur gut an, sondern auch stärkt das Immunsystem .

Fotos: © Barbara Anderl